Good Work
- walterbernhard
- 31. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

Gerade in der sich derzeit durch die Digitalisierung vieler Arbeitsbereiche und den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz sich stark verändernden und zunehmend beschleunigenden Arbeitswelt stellt sich zunehmend dringlich die Frage nach einer menschengerechten Ausgestaltung dieser Arbeitswelt. Es stellt sich die Frage, welche Themen zentral sind für eine gute Arbeit / Good Work in der heutigen Welt, welche oftmals als VUCA-Welt bezeichnet wird. VUCA steht für Volatilität – Unsicherheit – Komplexität – Mehrdeutigkeit.
In einem gemeinsamen Prozess durfte ich mit meinen Kolleg:innen des Vorarlberger Personalleiterkreises folgende Themenschwerpunkte für eine gute Arbeitswelt erarbeiten:
Bildung
(Ethische) Entscheidungskompetenz
Selbstorganisation und Selbstführung
Führungskraft als Ermöglicher / Enabler von Potenzialentfaltung
Emotionale Intelligenz
Interkulturelle Kompetenz
Resilienz
· Bildung wird zum Dreh- und Angelpunkt zur Bewältigung der sich zunehmend beschleunigenden VUCA-Welt. In einer positiven und angstfreien Vertrauens-Kultur des Lernens stehen MitarbeiterInnen Freiräume zur Verfügung, in denen sie Experimente wagen dürfen und auch die Möglichkeit des Scheiterns toleriert wird. MitarbeiterInnen der HR verpflichten sich, für entsprechende Rahmenbedingungen im Betrieb einzutreten. Indem sie sich einsetzen für eine betriebliche Vertrauenskultur, ermöglichen sie MitarbeiterInnen Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Mitgestaltung in ihren Tätigkeitsbereichen. Diese Freiräume ermöglichen ein Übersteigen des reinen Duplizierens von Wissen hin zur Entwicklung von neuen originären Inhalten. Über den reinen Wissenserwerb hinaus besteht die zentrale Fähigkeit darin, das angeeignete Wissen Menschen unterschiedlicher Altersgruppen in einfacher und verständlicher Form zu vermitteln bzw. mit diesen zu teilen. Agogische und didaktische Fähigkeiten werden Einzug halten in die Betriebe: d.h. MitarbeiterInnen jeden Alters werden in ihren Lernprozessen professionell geleitet und begleitet. Aufgrund der zunehmend komplexer werdenden Themen in einer zeit verdichteten Arbeitswelt werden agile Methodenkompetenzen besonders gefragt sein. Eine wesentliche Grundlage für diese neue Lernkultur mit Experimentierräumen ist das Schaffen einer Führungskultur, die auf Vertrauen basiert und den MitarbeiterInnen die Freiheit zur Mitgestaltung guter Rahmenbedingungen gibt, welche Flexibilität in der Arbeits(zeit)gestaltung ermöglicht.
Menschen werden lernen, in unterschiedlichsten Formen der Kollaboration ihre Kenntnisse zu teilen und damit ihr Wissen auch zu vermehren. Auch das kritische Sich In-Frage-stellen (-Lassen) gehört dazu. Hierzu sind sehr gute kommunikative Fähigkeiten eine Grundvoraussetzung.
Zu Bildung gehört wesentlich die Fähigkeit, in einfacher Sprache und Ausdrucksweise komplexe Sachverhalte anderen Menschen verständlich zu machen. In wenigen Sätzen werden komplexeste Sachverhalte auf den Punkt gebracht werden. Diese Fähigkeit wird als Translator bzw. Broker-Funktion bezeichnet werden.
Das Navigieren in der Welt der (Sozialen-)Medien Medienbildung ist ein wichtiger Faktor. Insbesondere geht es um die Frage, auf welchen Wegen ich zu objektiven und gut seriös recherchierten Informationen komme.
Nicht zuletzt wird es eine besondere Herausforderung im Bereich der Wissensgenerierung sein, sich der verschiedenen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) zu bedienen, welche zukünftig ein wichtiger „Partner“ sein wird in der Arbeitswelt.
· Kompetenz (ethischer) Entscheidungsfindungen wird Einzug in unterschiedliche Branchen der Wirtschaft halten. Führungskräfte und Mitarbeiter werden sich ethische Grundkenntnisse aneignen und auch Methoden ethischer Entscheidungsfindungen. Diese sind die Grundlage für gute Entscheidungen unter den Vorzeichen einer 3 beschleunigten (Arbeits-)Welt. In einer Welt, in der es die vormodernen Gewissheiten nicht mehr gibt, gilt es zu lernen, mit unterschiedlichsten Werthaltungen und Widersprüchlichkeiten umzugehen und größt mögliche Konsense zu finden.
· Selbstorganisation und Selbstführung wird zu einer Schlüsseleigenschaft von Menschen in allen Lebensbereichen. Diese Fähigkeiten nehmen insbesondere in einer zunehmend beschleunigten VUCA-Welt einen zentralen Stellenwert ein. Im Kern geht es um Kompetenzen, im Rahmen von Arbeitsaufträgen und Projekten Recherchen selbständig durchzuführen, sich Wissen anzueignen, die neuen (Er-)Kenntnisse inhaltlich zu gliedern und zu strukturieren und sie dann in einfacher Form anderen Personen zu präsentieren. In einem letzten Schritt geht es darum, entsprechende Resultate zu liefern. Die Fähigkeit zur Autodidaktik wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Kern einer nachhaltigen Form der Selbstführung bildet die Fähigkeit zur intrinsischen Motivation.
· Führungspersonen werden sich in ihrer Aufgabe zunehmend als (dezente) Ermöglicher für Potenzialentfaltung ihrer MitarbeiterInnen verstehen (im Englischen spricht man von „enabler“). Sie werden ihre MitarbeiterInnen unterstützen, deren Talente zu entdecken Rahmenbedingungen zu schaffen, die deren Entfaltung und Entwicklung ermöglichen. Ausgestattet mit psychologischen und soziologischen Kenntnissen werden sie verstehen, wie Menschen sich in unterschiedlichen Situationen verhalten. Entsprechend den Unternehmenszielen werden sie Akzente setzen, die Verhaltensänderungen von Menschen in eine bestimmte Ziel-Richtung ermöglichen. Kenntnisse im Bereich der Behavioral Economics, des Behavioral Design und der Gamification werden dabei zur Anwendung kommen: Im Deutschen spricht man von Verhaltensökonomie und Verhaltens-Design und von der Übertragung spieltypischer Elemente in den Arbeitszusammenhang.
· Emotionale Intelligenz gehört zu den Top Human Skills der Zukunft: Sie ist die Fähigkeit, seine eigenen Emotionen wahrzunehmen, zu bewerten und zu steuern; darüber hinaus ist es auch die Fähigkeit, die Emotionen anderer Menschen wahrzunehmen und auf diese gut eingehen zu können. Emotionale Intelligenz ist eine wesentliche Grundlage für Kooperation und Kollaboration und erfährt eine zusätzliche Bedeutung in einer Zeit der zunehmend digitalen Kommunikation (Video Meetings u.a.) und damit des Führens auf Distanz.
· Aufgrund einer Welt, in der zunehmend Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen sich begegnen, ist ein Grundverständnis im Bereich der kulturellen Diversität wesentlich. Für ein gegenseitiges Verständnis (und damit als Grundlage für eine Zusammenarbeit in einem Betrieb) sind ein Wissen über verschiedene Länder, Kulturen, Religionen von zentraler Bedeutung. Dieses Wissen führt zu einem besseren Verständnis des oftmals „fremden/befremdlichen“ Verhaltens des Gegenübers. Das Verstehen ermöglicht sodann in einem weiteren Schritt auch gezielte Maßnahmen zur Steuerung in Richtung eines Miteinanders im Tun.
· Nicht zuletzt ist es die Fähigkeit zur Resilienz, die im wahrsten Sinne des Wortes entscheidend sein wird für ein langfristiges „Über-Leben“ in der beschleunigten VUCA Welt. Eine besondere Fähigkeit kommt hierbei der (Selbst-)Reflexions-Fähigkeit zu, insbesondere dem Erkennen der eigenen Potenziale, aber auch der je eigenen 4 Grenzen. Unternehmen werden hier Akzente setzen zur Stärkung der individuellen Resilienzfähigkeit ihrer MitarbeiterInnen.





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